Junge außenpolitische Agenda

Junge Außenpolitische Agenda 2025: Ein Aufruf zur Einbindung junger Expertise in die Außenpolitik
Die deutsche Außenpolitik steht in einer zunehmend multipolaren und instabilen Welt vor komplexen Herausforderungen. Von der Bewältigung der Klimakrise über hybride Bedrohungen bis hin zur Neuordnung transatlantischer Beziehungen und Angriffen auf demokratischer Werte – traditionelle Ansätze greifen oft zu kurz. Junge Generationen, die mit diesen Realitäten aufgewachsen sind, bieten eine wichtige Perspektive und unverzichtbare Expertise. Sie sind nicht nur die Manager zukünftiger Krisen, sondern auch die Innovatoren, die neue Lösungsansätze entwickeln. Die folgende Agenda, basierend auf der kollektiven Arbeit von jungen Expertinnen und Experten der Jungen Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (Junge DGAP), fordert die Bundesregierung auf, junge Stimmen systematisch in die deutsche Außenpolitik zu integrieren. Nur durch die Anerkennung und Nutzung dieser Expertise kann Deutschland seine Rolle als glaubwürdiger und zukunftsfähiger Akteur auf der internationalen Bühne stärken und ein umfassendes strategisches Bewusstsein entwickeln.
Der Vorstand der Jungen DGAP – Ncole Kleeb, Laurent Weißenberger, Svenja Bounin & Christian Gerl
Autor:innen der Policy Briefs
Policy Briefs

Berlin Can’t Have It Both Ways
Warum Deutschland Migration als europäische Strukturfrage – und nicht als nationales Sicherheitsproblem begreifen muss
Europa ringt mit der Migration – rechtlich, politisch, moralisch. Deutschland fordert in Brüssel gemeinsame Verantwortung, setzt zu Hause aber auf Abschottung: Grenzkontrollen, Drittstaatenregelungen, Rückführungen. Aus Regierungssicht ist das konsequent – nationale Maßnahmen gelten als nötig, solange europäische Lösungen fehlen. Doch genau diese Haltung zeigt, was fehlt: ein strategischer Rahmen, der Migration als europäische Strukturaufgabe begreift. Einen möglichen Hebel dafür bietet der geplante „Pakt für das Mittelmeer“, der im Herbst 2025 vorgestellt werden soll – vor allem in Bereichen wie Arbeits- und Bildungsmobilität. Er könnte ein neuer Anfang sein – wenn Berlin bereit ist, Haltung zu zeigen statt Stimmungen zu bedienen.
Alma Gretenkord – Leiterin Hauptstadtforum Berlin der Jungen DGAP; freie Beraterin

Die MOE-Staaten als strategische Schlüsselregion deutscher Außen- und Europapolitik
Die mittel- und osteuropäischen Staaten (MOE) könnten in den derzeit geopolitisch angespannten Zeiten ein wichtiger Partner für die wirtschaftliche Resilienz und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit Europas werden. Denn trotz bestehender Herausforderungen bieten sie in den Bereichen Digitalisierung, Energie und Sicherheit wichtige Anknüpfungspunkte für eine engere Zusammenarbeit. Eine vertiefte Partnerschaft mit den MOE-Staaten gewinnt deshalb an strategischer Bedeutung.
Franziska Sophie Krüger – Co-Leitung der AG Wirtschaft der JDGAP; Studentin der Rechtswissenschaften
Verena Matejka – Co-Leitung der AG Wirtschaft der JDGAP; Studentin der Wirtschaftspsychologie
Lasse Steinmayer – Leitung der AG Osteuropa der JDGAP; Student der Politikwissenschaft und der Geschichte

Trumps Wiederwahl erzwingt ein neues deutsches strategisches Bewusstsein
Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus stellt gewohnte sicherheitspolitische Strukturen infrage und eröffnet zugleich die Möglichkeit, deutsche Außen- und Sicherheitspolitik neu zu denken. In Zeiten wachsender Unsicherheit braucht Deutschland ein strategisches Bewusstsein, das auf Selbstkenntnis, Priorisierung und neue Zukunftsvisionen setzt. „Net Assessment“ und „Wargaming“ können helfen, neue Handlungsspielräume zu erkennen und gezielt zu nutzen.
Dr. Joseph Verbovszky – Leiter AG Sicherheit und Atlantik; Regionalleiter Berlin; Co-Direktor des German Wargaming Center, Helmut-Schmidt-Universität
Paul Simon Schmidt – Stellvertretender Leiter AG Sicherheit; Stellvertretender Leiter der ASPV; Persönlicher Referent im Büro eines Abgeordneten des Deutschen Bundestags
Xenia Schröder – Stellvertretende Leiterin AG Sicherheit und Regionalleiterin NRW; Projektmanagerin beim German Wargaming Center, Helmut-Schmidt-Universität

Globale Verantwortung, regionale Resilienz
MENA als Schlüsselraum deutscher Klimaaußenpolitik
Die deutsche Außenpolitik in der MENA-Region steht vor einer Bewährungsprobe. Zwischen hohen Ansprüchen einerseits und Zielkonflikten in der Praxis andererseits drohen Nachhaltigkeit und Menschenrechte hinter andere Interessen zurückzufallen. Dies befeuert politische Instabilitäten und schafft neue Risiken. Dabei liegt gerade in der MENA-Region ein großes Potenzial, Klima- und Sicherheitspolitik strategisch zu verbinden.
Raze Baziani – Co-Leiterin AG MENA der Jungen DGAP; Referentin im Europäischen Parlament
Fabio Kopanski – AG Klima; Advisor in der Stiftung Klimaneutralität
Mattis Körber – Co-Leiter AG MENA der Jungen DGAP

Pandemic Preparedness
Strategien zur Pandemieprävention und -bewältigung in Deutschland und Lateinamerika: voneinander lernen
Die Covid19-Pandemie und ihre Bekämpfung wurden in Deutschland wie auch weltweit von einem Misstrauen gegenüber politischen Maßnahmen sowie wissenschaftlicher Expertise begleitet. Dieses Misstrauen wirkt bis heute fort und wird durch populistische Strömungen und den globalen Rechtsruck zusätzlich befeuert. Gleichzeitig nehmen pandemische Bedrohungen zu und entwickeln sich zunehmend zu einem Sicherheitsrisiko – verschärft durch die Folgen des Klimawandels. Umso dringlicher ist es, dass die Politik mit innovativen Lösungen zur Prävention und Eindämmung von Pandemien reagiert. Hier könnte Deutschland wertvolle Impulse aus den Erfahrungen Lateinamerikas ziehen.
Nadja Moser – Co-Leiterin der AG Global Health; Studentin der Humanmedizin, Charité Berlin
Franziska Krüger – Co-Leiterin der AG Global Health,; Mitarbeiterin im Büro eines Abgeordneten des Deutschen Bundestags
Stephanie Beck – Leiterin der AG Lateinamerika; Studentin der Rechtswissenschaft, Universität Bayreuth

Früherkennung von Hungersnöten: Wie die EU unabhängiger und effektiver werden kann
Die Früherkennung von Hungersnöten hat sicherheitspolitische Relevanz für Europa. Hierfür sind unabhängige (Satelliten-)Daten, ausreichend Trägerraketen zum Transport von Satelliten und EU-weite Koordination, unter anderem im nachrichtendienstlichen Bereich, zentral.
Jan Landwehr – Co-Leiter AG Intelligence; Analyst im Bereich Unternehmenssicherheit
Ansgar Duden – Mitglied der AG EU; (Junior) Studienleiter im Bereich Sozialforschung
Maximilian Strobel – Mitglied der AG EU; LLM-Student am Trinity College Dublin

Die Rückkehr der Strongmen
Wie traditionelle Männlichkeitsbilder Autokratien und globale Instabilität fördern
Weltweit gewinnen autoritäre Kräfte an Einfluss, oft gestützt auf ein Männlichkeitsbild, das Stärke, Dominanz und Ausgrenzung verherrlicht: Bekannt ist dieser Trend als sogenannter „Strongman-Style“. Donald Trump, Wladimir Putin, Viktor Orbán sind nur einige prominente Beispiele. Rechte Akteure nutzen patriarchale Narrative gezielt zur Machtsicherung. Diese Entwicklung untergräbt Demokratien, spaltet Gesellschaften und blockiert dringend nötige internationale Zusammenarbeit. Demokratische Regierungen sollten dringend Forschung und Aufklärung in diesem Bereich fördern, um autoritäre Tendenzen früh zu erkennen und demokratische Strukturen zu stärken.
Emily-Sophie Fuchs – Leiterin der AG Feminist Foreign Policy; Studentin der Culture, Communication and Globalization, Aalborg University
Lisa Gehringer – Leiterin der AG Feminist Foreign Policy, Juristin (Univ.); Studentin der International Relations and Global Politics, Zeppelin Universität

Wehrhafte Demokratie im digitalen Zeitalter
Wie Deutschland Desinformationen strategisch kontern und zukunftsfähig werden kann Wie Deutschland Desinformationen strategisch kontern und zukunftsfähig werden kann
Desinformation bedroht die Resilienz demokratischer Gesellschaften. Autokratien wie Russland und China nutzen soziale Medien gezielt, um insbesondere junge Menschen zu beeinflussen. Deutschland ist als offene und technologisierte Gesellschaft verwundbar, kann aber auch aus Erfahrungen anderer Staaten lernen. Eine wehrhafte Demokratie erfordert den Aufbau von Faktencheck-Infrastrukturen nach taiwanesischem Vorbild und Stärkung von Medienkompetenz. Entscheidend ist dabei ein Bewusstsein dafür, dass es nicht nur um manipulative Inhalte geht, sondern vor allem um deren strategische Amplifikation über Social Media und alternative Medienkanäle. Der Fokus darf nicht allein auf der Richtigstellung falscher Informationen liegen, sondern muss die systematische Manipulation unserer Informationsräume durch hocheffektive Distributionsstrategien und kognitive Kriegsführung verstehen und bekämpfen. Nur so bleibt die Demokratie zukunfts- und widerstandsfähig.
Vianne Uhl: Co Leiterin der AG Demokratie der JDGAP; Studentin der Friedens- und Konfliktforschung, Goethe Universität und TU Darmstadt
Florian Friedrich Schulz: Co Leiter der AG Demokratie, und Co-Regionalleiter des Regionalforums Sachsen der JDGAP; Student der Rechtswissenschaften, Universität Leipzig